

Katharina von Knobloch
Schon einmal darüber nachgedacht, deine Eltern mit zum Vorstellungsgespräch zu nehmen?
Im ersten Moment klingt die Frage fast wie der Start einer Comedy‑Show: „Mama, Papa, kommt ihr bitte mit?“. Tatsächlich berichten immer mehr Umfragen von jungen Bewerbern, die ihre Eltern zum Jobinterview mitbringen. Was zunächst skurril wirkt, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen als globaler Trend – mit handfesten Gründen und Folgen.
Der Trend im Überblick
In Deutschland hat eine Studie der Jobplattform Monster mit YouGov ergeben, dass etwa sechs Prozent der 18- bis 27‑jährigen Bewerber bereits ein Elternteil ins Vorstellungsgespräch mitgenommen haben. In den USA zeichnen aktuelle Umfragen ein noch drastischeres Bild: Je nach Studie brachten dort rund ein Viertel bis drei Viertel der Gen‑Z‑Bewerber ihre Eltern mit. Und die Entwicklung zeigt nach oben.
Warum nehmen junge Menschen ihre Eltern mit?
Die Beweggründe sind vielfältig – und oft nachvollziehbar:
Unsicherheit und mangelnde Erfahrung: Viele Schulabgänger haben kaum Chancen gehabt, Bewerbungssituationen zu üben. Sie fühlen sich der Aufgabe, allein vor Personalverantwortlichen zu bestehen, noch nicht gewachsen.
Helikopter‑Erziehung: Wer mit ständiger elterlicher Begleitung aufgewachsen ist, sehnt sich auch beim Berufseinstieg nach vertrauter Unterstützung.
Angst vor Fehlern: Einigen fehlt das Selbstvertrauen, ihren Lebenslauf oder ihr Anschreiben ohne Hilfe zu formulieren. Andere lassen ihre Eltern sogar Bewerbungsgespräche führen, weil sie sich vor der direkten Kommunikation mit Entscheidungsträgern fürchten.
Ein neues Verständnis von Familie: Vor allem in unsicheren Zeiten sehen manche Eltern ihre Rolle darin, ihr Kind bis zum erfolgreichen Berufsstart zu unterstützen – auch aktiv.
Das Problem für Unternehmen
So verständlich der Wunsch nach Sicherheit ist, so problematisch wirkt er in den Augen vieler Arbeitgeber. In Deutschland gab knapp ein Drittel der befragten Unternehmen an, Kandidaten mit Begleitung direkt auszusortieren. Weitere 39 Prozent werteten die Begleitung negativ. Wer auf Mama oder Papa als Rückendeckung setzt, läuft Gefahr, als unselbstständig oder unvorbereitet zu gelten – Eigenschaften, die kaum zu den Anforderungen moderner Jobs passen.
Eltern im Bewerbungs-gespräch? Was skurril klingt, zeigt vor allem eines: Viele junge Bewerber fühlen sich im Alleingang noch nicht sicher genug.
Wieso es dennoch zunimmt
Die Generation Z betritt den Arbeitsmarkt in einem Umfeld voller Unsicherheiten: Digitale Disruption, Pandemieerfahrungen und ein angespanntes Ausbildungsangebot prägen ihr Selbstbild. Gleichzeitig fehlen oft Vorbilder oder berufliche Netzwerke. Wen wundert es da, dass die vertrautesten Menschen – die Eltern – zur wichtigsten Ressource werden?

Karriere‑Coaching als wertvolle Alternative
Hier setzt professionelles Karriere‑Coaching an. Statt Eltern ins Vorstellungsgespräch mitzunehmen, hilft ein Coach dabei, eigenständig zu überzeugen. Ein Coach unterstützt bei der Bewerbung, übt Interview‑Situationen und stärkt das Selbstbewusstsein. Anders als Eltern ist der Coach neutral und kann realistische Rückmeldungen geben, ohne unbeabsichtigt Erwartungen oder Schutzmechanismen zu verstärken. Der positive Nebeneffekt: Die eigene Entwicklung wird gefördert – und das merken auch die Arbeitgeber.
Karriere-Coaching stärkt Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit – der bessere Weg, als Mama oder Papa mit in den Job zu bringen.
Fazit
Der Gedanke, die Eltern zum Vorstellungsgespräch mitzunehmen, mag anfangs amüsieren, ist aber Ausdruck einer tiefer liegenden Unsicherheit einer ganzen Generation. Unternehmen sollten diese Bedürfnisse verstehen, aber trotzdem klare Grenzen ziehen. Junge Bewerber profitieren, wenn sie ihre Eigenständigkeit entwickeln – und ein professionelles Karriere‑Coaching kann genau dabei helfen: Selbstbewusstsein zu stärken, den eigenen Platz im Berufsleben zu finden und ohne elterliche Unterstützung souverän aufzutreten.
Katharina von Knobloch - Karriereberatung & Coaching